Doppelte Berufung: Von der Lokführerin zur Instruktorin

Artikel: Doppelte Berufung: Von der Lokführerin zur Instruktorin

Nicole Bleijdorn verwirklichte sich ihren Kindheitstraum, Lokführerin zu werden. Aktuell steuert sie jedoch nur an 16 Tagen im Jahr echte Züge. Der Führerstand ist trotzdem nie weit entfernt – als Instruktorin gibt sie ihre Erfahrung im Full-Mission-Simulator weiter. Warum sie vom Gleis zum Trainingszentrum wechselte, was ihren Berufsalltag als Instruktorin ausmacht und wohin die Reise weitergeht. 

„Betriebsgefahr, alle Fahrten zwischen Niederkirchen und Abzweig Möttingen sofort anhalten. Hier 90335. Der Grund: Ein Auto im Gleis.” So klingt es, wenn Triebfahrzeugführer:innen eine Gefahrenmeldung durchgeben. Der richtige Umgang mit gefährlichen Situationen auf den Gleisen muss garantiert sein. Dafür werden sie regelmäßig geprüft: Zum Beispiel von Nicole Bleijdorn. Seit zwei Jahren arbeitet sie als Instruktorin im Trainingszentrum Köln Dellbrück. Davor war sie Lokführerin aus Leidenschaft. „Schon als kleines Mädchen wusste ich, dass ich Züge steuern möchte”, erinnert sich die 42-Jährige.

Diesen Berufswunsch erfüllte sie sich 1997 und begann eine Karriere bei der DB. Nachdem Bleijdorn lange im Nah- wie Fernverkehr unterwegs war, entschied sie sich für eine Weiterbildung zur Instruktorin. „Ich habe nach Möglichkeiten gesucht, weniger Zeit im alltäglichen und manchmal hektischen Bahngeschehen zu verbringen, ohne meinen geliebten Job als Lokführerin ganz aufgeben zu müssen.” Als Instruktorin fährt Bleijdorn beruflich zweigleisig: Manchmal wird sie noch auf der Schiene eingesetzt, einen Großteil ihrer Arbeitszeit verbringt sie aber inzwischen im Trainingszentrum und prüft andere Triebfahrzeugführer:innen.

„Wir sind ungefähr so beliebt wie der TÜV”

Ins Trainingszentrum kommen Auszubildende zum Üben für den Ernstfall, aber auch berufstätige Lokführer:innen müssen sich dort einmal jährlich wieder beweisen. Dafür gibt es sogenannte Full-Mission-Simulatoren, die dem Führerhäuschen nachgebildet sind. „Wir versetzen die Personen im Simulator in eine künstliche Stresssituation und testen, ob sie richtig handeln. Andernfalls wird ihnen die Fahrgenehmigung entzogen und sie müssen eine Nachschulung machen. Das macht uns ungefähr so beliebt wie der TÜV”, erklärt die Instruktorin.

Der Beruf als Instruktorin gefällt ihr gut: „Ich mag es, mit Menschen zu tun zu haben und gebe mir immer Mühe, dass alle das Trainingszentrum mit einem Lächeln verlassen, selbst wenn sie durchgefallen sind.” Wenn sie Zeit dafür hat, nutzt sie den Simulator auch mal selbst: „So rosten meine Fähigkeiten abseits der Schiene nicht ein. Außerdem fehlt mir die Tätigkeit als Lokführerin dadurch gar nicht mal so sehr.”

Ungeschlagene Meisterin

Keine Frage: Das Fahren ist und war immer ihre Leidenschaft. Wenn sie nicht gerade Züge steuert, rast sie auf dem Motorrad durch die Gegend. Am liebsten zusammen mit ihrem Mann, der selbst Lokführer bei der DB ist. „Er musste sogar schon mal bei mir zur Prüfung antreten und wurde auf Herz und Nieren geprüft, da mache ich keine Ausnahme”, sagt sie. Auch sie selbst muss einmal im Jahr zur Prüfung im Simulator antreten. Ein Fehler ist Bleijdorn dabei noch nie unterlaufen.

Vor Kurzem hat sie ihr Können sogar vor laufender Kamera bewiesen: Bei der neuen Kampagne von DB Training, Learning & Consulting „Das Duell der Instruktor:innen” trat sie in mehreren Challenges, unter anderem am Full-Mission Simulator, gegen einen Kollegen an und zeigte einmal mehr, dass der Beruf der Instruktorin nicht nur wichtig ist, sondern auch richtig Spaß machen kann!

„Die Kampagne war an Joko und Klaas’ Duell um die Welt angelehnt – eine lustige Idee, wie ich finde! Ich wünsche mir, dass wir damit möglichst viele Triebfahrzeugführer:innen auf die Möglichkeit aufmerksam machen, sich als Instruktor:in weiterzuentwickeln. Mein nächstes Ziel ist es, Master Instruktorin zu werden”, sagt Nicole Bleijdorn.

Weitere Infos zum „Duell der Instruktoren“ findest du hier

Lernen im Simulator

Die Simulatoren gibt es bei der DB etwa seit dem Jahr 2000. Sie gehören zum Sicherheitsmanagement und sind Teil der Trainingszentren von DB Training. Durch Virtual Reality und die Bewegungen sind sie äußerst realistisch. Ein Full-Mission-Simulator beinhaltet alle Hebel und Bedienelemente, die auch in einem normalen Zug zu finden sind und bewegt sich bei Bedienung dieser entsprechend. Pro Jahr durchlaufen etwa 25.000 Triebfahrzeugführer:innen in 19 Simulatoren an 12 Standorten ihre Überwachungsfahrten.

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Text: fischerAppelt

Fotos: DB Training, Learning & Consulting